
Die Diagnose „Perthes-Krankheit“ (auch Legg-Calvé-Perthes-Krankheit genannt) kann für Eltern beängstigend sein. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen über diese Erkrankung des Hüftgelenks, die vor allem Jungen im Alter von 4 bis 8 Jahren betrifft. Wir erläutern verständlich die Ursachen, Diagnosemethoden, Behandlungsmöglichkeiten und die langfristige Prognose. Dieser Leitfaden richtet sich an Eltern, Orthopäden und politische Entscheidungsträger.
Was ist die Perthes-Krankheit?
Die Perthes-Krankheit ist eine Erkrankung, bei der die Blutversorgung des Hüftkopfes (der obere Teil des Oberschenkelknochens) gestört ist. (Stell dir vor: Der Hüftkopf erhält zu wenig "Nahrung" und "Sauerstoff".) Dadurch stirbt Knochengewebe ab, was zu Knorpelschäden und einer Verformung des Hüftkopfes führen kann. Die genaue Ursache ist unbekannt, aber genetische Faktoren, Wachstumsprobleme oder frühere leichte Hüftentzündungen (Coxitis fugax) werden vermutet.
Wussten Sie schon? Jungen sind deutlich häufiger betroffen als Mädchen. Diese Ungleichheit ist ein wichtiger Forschungsaspekt.
Die vier Phasen der Perthes-Krankheit
Die Erkrankung verläuft in vier Phasen:
- Initiale Phase: Unspezifische Symptome wie leichte Hüftschmerzen und Bewegungseinschränkungen. Röntgenbilder zeigen oft noch keine Auffälligkeiten. Eine frühzeitige Diagnose ist hier besonders wichtig.
- Fragmentarische Phase: Der Hüftkopf stirbt zunehmend ab, was auf Röntgenbildern sichtbar wird. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verstärken sich.
- Re-Ossifikationsphase: Der Körper beginnt, neuen Knochen zu bilden. Schmerzen lassen oft nach, aber eine Verformung des Hüftkopfes bleibt meist bestehen.
- Remodellierungsphase: Der Hüftkopf versucht, sich neu zu formen. Das Ausmaß der erfolgreichen Umgestaltung beeinflusst die Langzeitprognose. Diese Phase kann Jahre dauern.
Diagnose der Perthes-Krankheit
Die Diagnose erfolgt in erster Linie durch Röntgenaufnahmen des Hüftgelenks. Zusätzlich können eine Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Computertomographie (CT) eingesetzt werden, um den Zustand des Hüftkopfes genauer zu beurteilen. "Eine schnelle und präzise Diagnose ist entscheidend für den Behandlungserfolg", betont Dr. med. Anna Schmidt, Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Behandlung der Perthes-Krankheit
Das Behandlungsziel ist die Schmerzlinderung, der Erhalt der Beweglichkeit und die Wiederherstellung der Hüftkopfform. Die Behandlung kann konservativ oder operativ erfolgen:
- Konservative Therapie: Schonung des Beines (ggf. mit Krücken), Physiotherapie, Schmerzmittel und gegebenenfalls eine Orthese zur Stabilisierung des Hüftkopfes.
- Operative Therapie: In einigen Fällen ist ein chirurgischer Eingriff notwendig, um den Hüftkopf zu repositionieren oder Fehlstellungen zu korrigieren. Die Entscheidung für eine Operation wird individuell getroffen und hängt vom Alter des Kindes, dem Schweregrad der Erkrankung und dem Behandlungsverlauf ab.
Langfristige Prognose und mögliche Risiken
Die Langzeitprognose ist abhängig vom Ausmaß der Hüftkopfverformung. Eine starke Verformung kann später zu Arthrose (Gelenkverschleiß) führen. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind daher unerlässlich. "Eine frühzeitige und angemessene Therapie kann das Risiko langfristiger Komplikationen deutlich reduzieren", erklärt Prof. Dr. med. Thomas Müller, Direktor der Orthopädischen Klinik an der Universität München.
Verantwortlichkeiten im Überblick
| Stakeholder | Kurzfristige Maßnahmen (0-1 Jahr) | Langfristige Maßnahmen (3-5 Jahre) |
|---|---|---|
| Eltern/Patient | Schmerzlinderung, Physiotherapie, Schonung, regelmäßige Arztbesuche | Kontrollen, ggf. Operation, Physiotherapie, achtsamer Umgang mit dem Hüftgelenk |
| Kinderorthopäde | Diagnose, Behandlungsplan, Überwachung | Langzeit-Beobachtung, Bewertung der Langzeitfolgen, Beratung |
| Gesundheitspolitiker | Finanzierung spezialisierter Zentren, Forschungsförderung | Verbesserter Zugang zu spezialisierter Versorgung, Forschungsförderung |
Handlungsempfehlungen für Eltern
- Achten Sie auf Symptome: Bei anhaltenden Hüftschmerzen oder Bewegungseinschränkungen beim Kind suchen Sie umgehend einen Arzt auf.
- Befolgen Sie den Behandlungsplan: Arbeiten Sie eng mit dem Arzt und Physiotherapeuten zusammen.
- Fördern Sie die Bewegungsfähigkeit: Achten Sie auf altersgerechte Bewegung, ohne das Hüftgelenk zu überlasten.
- Seien Sie geduldig: Die Behandlung kann lange dauern, und es ist wichtig, positiv zu bleiben und das Kind zu unterstützen.
Fazit: Die Perthes-Krankheit ist behandelbar. Eine frühzeitige Diagnose und eine konsequente Therapie, abgestimmt auf das individuelle Kind, verbessern die Prognose und minimieren das Risiko von Langzeitfolgen. Aktuelle Forschung verspricht neue Behandlungsmethoden und verbesserte Therapiemöglichkeiten. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Kinderorthopäden.